Ein Hauch von Gift und Wahnsinn – „Arsen und Spitzenhäubchen“ in Passau

Die beiden Schwestern Abby (Sarah Ritter, rechts) und Martha (Anna Skodra, Mitte) versuchen, dem einsamen Mr. Gibbs (Simon Hallschmid, links) ihren selbstgemachten Holunderwein einzuschenken.

Wie für die Theatergruppe „Verspielt“ typisch, stand auch in diesem Semester wieder ein Stück mit Kriminalbezug – und der ein oder anderen Leiche – auf dem Spielplan. Doch so absurd und gleichzeitig urkomisch wie diesmal war es wohl noch nie. Die schwarzhumorige Komödie Arsen und Spitzenhäubchen von Joseph Kesselring sorgte bei allen vier Aufführungen für restlose Begeisterung. Das Publikum brach schon früh in schallendes Gelächter aus und blieb das gesamte Stück hindurch bestens unterhalten.

Der gesamte Cast nach der erfolgreichen Premiere

Zum ersten Mal arbeiteten Hanna Sieg und Martin Berger in dieser Regie-Konstellation zusammen – ein Duo, das sich als voller Erfolg erwies. Während Martin bereits im zweiten Semester Regie führte, gab Hanna mit dieser Inszenierung ihr Debüt. Doch dass die beiden schnell ein eingespieltes Team wurden, merkte man nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen und schon während der Proben.

In einem alten, friedlichen Haus in Brooklyn leben zwei liebenswerte, ältere Schwestern und ihre drei völlig unterschiedlichen Neffen – eine Konstellation, die den perfekten Rahmen für eine absurde Kriminalkomödie bildet.

Obwohl der örtliche Pfarrer und die Polizei regelmäßig zum Tee bei den Brewster-Schwestern vorbeischauen, ahnt niemand, welches dunkle Geheimnis die beiden Damen hüten – oder besser gesagt: zwölf Geheimnisse, die in ihrem Keller ruhen.

Als Mortimer, der jüngste der Neffen, herausfindet, womit sich seine Tanten all die Jahre beschäftigt haben, kann er es kaum fassen. Wie konnte er so lange nichts davon bemerken? Doch er hat einen Plan: Wenn es ihm gelingt, seinen Bruder Teddy, der sich für Präsident Roosevelt hält, für die Taten verantwortlich zu machen und ihn in ein Sanatorium einweisen zu lassen, wären die Tanten aus der Schusslinie.

Doch Mortimers Plan wird durchkreuzt, als Jonathan, der älteste Neffe der Brewsters, nach zwanzig Jahren plötzlich vor der Tür steht – gemeinsam mit seinem Komplizen Dr. Einstein. Und auch die beiden haben ein kleines Geheimnis im Gepäck…

Neben der skurrilen Handlung, in der Mord zum amüsanten Familienritual wird, war es vor allem die grandiose schauspielerische Leistung des Ensembles und die cleveren Regie-Ideen, die das Publikum restlos begeisterten. Spätestens als die ersten Leichen in der Kiste am Fenster entdeckt wurden, nahm das Chaos seinen Lauf – ein Chaos, in dem jeder Charakter auf seine ganz eigene, urkomische Weise glänzte.

Da wären die trotteligen Brooklyner Polizisten Klein und Brophy, die zwar stets pflichtbewusst erscheinen, aber nie wirklich den Durchblick haben. Die schrulligen Tanten, die voller Überzeugung einsame Männer mit einer „letzten Wohltat“ – ihrem berüchtigten Holunderwein – ins Jenseits befördern. Und natürlich Mortimer, der zwischen Entsetzen und Panik schwankt, seiner Verlobten Elaine vor lauter Verzweiflung ständig die Tür vor der Nase zuschlägt und doch angestrengt versucht, die Kontrolle zu behalten.

Jede Figur trug mit einzigartigem Spiel zur perfekten Mischung aus Krimi und Komik bei: Aaron Prott als Teddy marschierte in Stoppersocken über die Bühne, überzeugt davon, als Präsident Roosevelt die Geschicke der Nation zu lenken, während seine Tanten ihn liebevoll wie ein Kind behandelten. Katharina Mittrop als finsterer Jonathan ließ das Publikum unentwegt zwischen Lachen und Schaudern schwanken. Und Johanna Benders Officer O’Hara? Die ließ sich von all dem Tumult kaum beirren – zu beschäftigt damit, von ihrem eigenen Theaterstück zu erzählen, während um sie herum das Chaos eskalierte.

Jede Szene war ein Höhepunkt für sich, jede Figur trug ihren Teil zu einem Abend voller unvergesslicher Lacher bei.

Wie schon die Theatergruppe JuT eine Woche zuvor durfte auch „Verspielt“ den Saal der Europäischen Wochen für ihre Aufführungen nutzen – eine Bühne mit vielen Möglichkeiten. Die vorhandene Wendeltreppe und die Balustrade erlaubten es, das Herrenhaus als mehrstöckiges Gebäude darzustellen und dynamisch zu bespielen. Besonders für die Figur Teddy war das ein großer Vorteil: Seine stürmischen Angriffe auf die Treppe – für ihn der Hügel von San Juan – wurden mit lautstarken „Attacke!“-Rufen zu einem Highlight des Abends.

Auch das Lichtdesign trug maßgeblich zur Atmosphäre bei. Gezielte Spotlights auf die obere Empore und die Treppe sowie ein unheimliches Nachtlicht sorgten für stimmungsvolle Szenen und setzten die Darsteller perfekt in Szene.

Aktuell überlegt das zukünftige Regie-Team bereits, welches Stück nächstes Semester auf dem Plan stehen könnte. Doch von einem Kriminalfall kann man doch fast wieder ausgehen, nicht wahr? 

Alle Fotos wurden von der Theatergruppe Verspielt zur Verfügung gestellt.