Ein Spiel ohne Gewinner – Wenn die Wahrheit alles zerstört

„Ich habe nichts zu verheimlichen!“ – Ein Satz, der zu Beginn des Stücks „Das Perfekte Geheimnis“ (Paolo Genovese, Originaltitel: Perfetti Sconosciuti) der Theatergruppe JuT nicht nur einmal fiel und früher oder später wohl allen Figuren zum Verhängnis wurde.

Alles beginnt scheinbar harmlos: Das Ehepaar Eva (Vinja Rievesehl) und Rocco (Phil Albrecht) lädt ihre Freunde zu einem Abendessen ein, um die Mondfinsternis gemeinsam anzusehen. Mit dabei sind Ehepaar Carlotta (Katharina Mittrop) und Leo (Kouros Mozafarian), das frisch verheiratete Paar Simon (Luca Gentili) und Bianca (Antonia Heckert), sowie Pepe (Marcel Weishäupl). Er wollte eigentlich seine neue Freundin Anna mitbringen, aber erscheint alleine, da Anna angeblich krank zu Hause liegt. Die Stimmung ist fröhlich, besonders als Rocco stolz seine Kochkünste präsentiert, die das Publikum ziemlich zum Lachen bringt. Denn seine „Gnocchi“ sind eigentlich Schokoriegel und das Hauptgericht besteht aus Chips.

Die Freunde scherzen, lachen und unterhalten sich zunächst über Belanglosigkeiten. Schnell kommt Eva, eine Therapeutin, auf die Idee für das Spiel des Abends. Nachdem die Frauen behaupten, ihre Männer würden ihnen niemals ihre Handys zum Lesen der Nachrichten geben und ihre Partner das bestreiten, schlägt Eva vor, dass sie doch für den Rest des Abends ihre Handys für jeden ersichtlich offen auf den Tisch legen können. Ab sofort wird jede Nachricht oder E-Mail vorgelesen und Anrufe auf Lautschalte geführt.

Keine Geheimnisse – zumindest für einen Abend. Doch schnell wird klar, dass das einfacher gesagt als getan ist. Als Leo Pepe im Geheimen fragt, ob sie nicht ihre Handys tauschen können, weil er um eine bestimmte Uhrzeit immer ein gewisses Foto geschickt bekommt, geht das Chaos erst richtig los. Denn wie jedem Zuschauer mittlerweile klar sein sollte, hat jeder in diesem Stück etwas zu verbergen, das seine Freunde und vor allem sein Partner niemals herausbekommen sollte. Ziemlich blöd gelaufen, denn eins ist sicher: Keine Beziehung wird nach diesem Abend noch so sein, wie sie vorher war.

Die Theatergruppe JuT ist die Erste, die im Saal der Europäischen Wochen direkt über dem Cineplex Passau aufführen darf. Der Raum bringt einiges mehr an Möglichkeiten als die bisherigen Aufführungsräume der Uni. Neben deutlich mehr Platz gehört zum Beispiel auch eine Wendeltreppe und eine Empore zur Bühne dazu, die bespielt werden kann. Und auch die eigentliche Bühne wurde sehr gut genutzt. Neben dem Hauptraum der offenen Küche mit Esszimmer gab es auch ein extra Badezimmer, das im Laufe des Stückes noch wichtig wurde. Regisseurin Maxima Scheweck setzte diese neuen Elemente sinnvoll ein und übernahm während der Aufführung auch die Steuerung von Licht und Ton. Für das Stück wurden einige Leute unabhängig des Casts nach Tonaufnahmen gefragt, die während der Aufführung als Telefonate abgespielt wurden.

Neben der besonderen Bühne muss man eindeutig die gute Harmonie im Cast bemerken. Besonders die Zusammenstellung der Paare passte sehr gut und der Umgang unter den Freunden wirkte sehr natürlich, was vielleicht aber auch im Zusammenhang mit den Getränken stehen könnte. Viele Zuschauer waren überrascht, dass die Darsteller auf der Bühne tatsächlich einiges an Alkohol konsumierten. Dennoch stand das keineswegs der großartigen schauspielerischen Leistung im Weg, die alle Hauptdarsteller an den Tag legten. Und das obwohl sie ab ihrem Auftritt durch die Eingangstür bis zur Verabschiedung aus dem Abend das ganze Stück über auf der Bühne waren.

Ob komödiantische Aspekte durch Phil Albrechts Spiel, stumme Verzweiflung durch Marcel Weishäupl oder aber ein absoluter Zusammenbruch von Katharina Mittrop, das Publikum wurde hier in keiner Sekunde enttäuscht. Auch Sophia Nothacker muss in dem Zusammenhang erwähnt werden. Sie spielte die einzige Nebenrolle im Stück, die Tochter von Eva und Rocco. Doch auch sie zeigte in der kurzen Zeit auf der Bühne ihr Talent und begeisterte die Zuschauer. Besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass sie erst drei Tage vor der Premiere eingesprungen ist.

Spannend zu sehen war die Änderung des Endes vom Originalstücktext und auch vom dazugehörigen Film. Denn anders als im Originaltext vergisst bei JuT die Freundesgruppe den Abend nicht durch die Mondfinsternis und auch anders als im Film gibt es keine Aussprache, Versöhnung oder Ähnliches. Das Stück endet hier in einem völlig zerstörten Abend und einem offenen Ende, bei dem Rocco dem Zuschauer durch ein Zweithandy sogar noch zeigt, dass auch er eine Affäre hat, die noch nicht ans Tageslicht getreten ist.

Das Stück wurde am 20., 21., 24. und 25. Januar jeweils ab 19 Uhr aufgeführt. Für den Sommer kann man schon sehr gespannt sein, was die Gruppe unter Maximas Regie als Nächstes auf die Bühne bringt. Wer selbst Teil der nächsten Produktion sein will, sollte ab April unbedingt den Instagram-Account @theater_jut im Blick behalten!

Alle Bilder wurden von Céline Mertesz gemacht.