Habt ihr euch schon einmal gefragt, wer eigentlich Chris Griffin in Family Guy oder Brook aus One Piece spricht? Diesen Charakteren und vielen mehr verleiht Synchronsprecher Bene Gutjan seine Stimme. Mit neun Jahren wurde der Münchner auf der Geburtstagsfeier seiner Mutter entdeckt, seitdem ist er aus der Sprecherbranche nicht mehr wegzudenken. Seine Stimme ist in unzähligen Kino- und Fernsehproduktionen zu hören, darunter O.C., California, Twilight, Hannah Montana und Game of Thrones. Außerdem ist der heute 37-Jährige Radiomoderator bei Bayern 3. Ende Dezember hat er unsere spaetschicht-Sitzung besucht und einige spannende Fragen beantwortet.
Wie laufen die Castings für Synchronrollen ab?
Bei einem Synchron Casting sprichst du tatsächlich auf die eigentliche Rolle, die du später bekommen sollst. Die Redaktion sucht vorher ein paar Szenen aus, die auch schon getextet sind. Meistens nehmen sie eine Szene, die relativ traurig ist und eine, wo die Figur ein bisschen besser gelaunt ist oder laut schreit, damit sie deine Wandelbarkeit sehen.
Wie ist das mit dem Text? Darf man als Synchronsprecher auch mal abweichen oder muss man strikt dem Skript folgen?
Mal so mal so, das kommt immer auf die jeweilige Produktion an. Zum einen gibt es redigierte Bücher, die von der Redaktion abgenommen werden. Die nehmen wir dann eins zu eins so auf. Dann gibt es zum Beispiel „Southpark“. Da gibt es quasi nur eine Rohübersetzung in Deutsche, mit der wir dann machen können, was wir wollen.
Gibt es Szenen, die für dich besonders schwierig zu synchronisieren sind?
Mittlerweile nicht mehr, glaube ich zumindest, was die Emotionen angeht. Früher als Kind ist es mir schwergefallen, richtig zu lachen. Lachen und Weinen gilt als das Schwierigste beim Synchron. Was ich aber heute schwierig finde, sind Fachbegriffe in Arztserien. Die muss man relativ schnell auswendig lernen, um sie dann wiederzugeben, wenn sich die Ärzte die Wörter im OP um die Ohren hauen. Das mag ich auch eigentlich nicht so gerne.
Hast du schon mal einen Schauspieler kennengelernt, den du synchronisiert hast?
Ich habe mal Jasper Hale, den Bruder von Robert Pattinson in „Twilight“ gesprochen. In dem Fall durften alle zur Premiere gehen, was sehr nett ist, weil die Synchronsprecher oft einfach ignoriert werden. Aber das passiert eher selten, normalerweise treffe ich die Schauspieler nicht.
Wenn du mit 9 Jahren angefangen hast, Synchronrollen zu sprechen, hast du dann davor eine Schauspielausbildung gemacht?
Nee, ich habe nebenbei eine Sprechausbildung gemacht, weil ich gemerkt habe, dass ich irgendwann immer schnell heiser geworden bin. […] Eine Schauspielausbildung habe ich nie gemacht. Ich bin da reingerutscht und hatte das Glück mit tollen Regisseuren zu arbeiten. Neben mir waren tolle Schauspieler mit Theaterausbildungen, von denen ich mir super viel abgeguckt habe. Früher war das gang und gäbe. Heute wird man komplett einzeln aufgenommen – unabhängig von Corona – man steht nicht mehr mit einem Kollegen vorm Mikro. Daher empfehle ich jedem, der das gerne machen will, eine Theater- oder Schauspielausbildung, mindestens eine Sprechausbildung. Das ist ganz, ganz wichtig.
Wie bist du zum Radio gekommen, auch durch Zufall?
Hier bin ich bewusst darauf zugegangen. Also ich hatte Abi gemacht und war eben schon Synchronsprecher. Ich wusste, dass ich nichts mehr Seriöses in diesem Leben arbeiten werde. Das Synchronsprechen machte mir schon zu viel Spaß, aber so ein zweites Standbein wäre ganz cool. Da ich als Kind und Jugendlicher immer Energy (privater Hörfunksender für München und Umgebung) gehört habe, lag es relativ nahe, dort ein Praktikum zu machen. Also ich habe proaktiv hingeschrieben, bin eingeladen worden und dann hängen geblieben.
Zwei spannende Berufe und ein unglaublich sympathischer und entspannter Typ finden wir. Danke, dass du bei uns warst Bene Gutjan.
(Text: Kira Britten, Annabell Frankenfeld und Katharina Schöndorfer)