„Einmal aufschreiben bitte“ – die Menschen und ihre Liebe zu Geld

Ein kleines verarmtes Dorf, eine verärgerte Milliardärin und ein großes Versprechen, das alle hätte retten sollen. Das klingt ganz nach dem Theaterstück “Der Besuch der alten Dame” von Friedrich Dürrenmatt, welches am 11. Juli seine Premiere im ITZ-Gebäude der Universität Passau gefeiert hat.

Romana Bauer, die Leiterin  der Schauspielgruppe „JUT“ (Jucks und Tollerei)  war selbst bereits einige Jahre Teil der Theatergruppe „ACT“, wo sie viel Erfahrung  im Bereich Schauspiel und Regie sammeln konnte. Im Winter 2022 entschied sie dann, ihr eigenes Stück auf die Beine zu stellen und gründete das Theaterensemble „JUT“. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die unter anderem daran lagen, dass wichtige Rollen absprangen und neu besetzt werden mussten, fand am vergangenen Montag die Premiere von „Der Besuch der alten Dame“ statt. Hierin spielt das fiktive Dorf Güllen im Norden Deutschlands eine große Rolle. Die Protagonistin Claire Zachanassian  (gespielt von Cornelia Heckel) kommt nach über 40 Jahren wieder in ihren Heimatort zurück und verfolgt nur einen Plan: Den Verrat ihrer Jugendliebe Alfred aufklären, welcher die Vaterschaft an ihrer Tochter nicht anerkennen wollte. Geleitet von ihrer Rachsucht setzt sie ein Preisgeld auf ihn aus: Eine Milliarde Euro für sein Leben. 

Was sich nach einer traurigen Geschichte anhört, wurde vom Theaterensemble mit viel Witz rübergebracht. Hier galt Komödie statt Drama. Alle Teilnehmenden fanden sich in ihre Rollen und brachten die Geschichte verständlich und ambitioniert auf die Bühne. Sie inszenierten raschelnde Bäume und gelegentlich sprang auch mal ein scheues Reh über die Bühne. Der etwas unorganisierte Polizist und der Pfarrer, der ab und an zu tief ins Glas schaute, führten zu einigen lachenden Gesichtern im Publikum. Nicht nur deshalb sorgte das Stück bei den Zuschauenden für viele Emotionen. Die Geschichte an sich hatte viele Parallelen zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen. Die Emanzipation der Frau, aber auch die Liebe der Menschen zum Geld führen heutzutage immer wieder zu kontroversen Diskussionen, welche auch nach diesem Theaterstück angeregt wurden. Hier bezahlt sogar ein Bürger mit seinem Leben. Denn seine Mitmenschen können nach der Ankündigung des Preisgeldes an nichts anderes mehr denken, als sich in seinem Laden auf Schuldenbasis die verschiedensten Produkte aufschreiben zu lassen.

Passend zum hervorragenden Schauspiel der Akteure wurde das Bühnenbild dargestellt. Ein heruntergekommenes Dorf geschmückt mit kleinen Details. Die Requisiten (beigesteuert von Pippa Kleiber), die Musik und das Licht sorgten für eine angenehme Atmosphäre. Den Zuschauenden wurde das Gefühl vermittelt, selbst Teil des Geschehnisses zu sein. Die vier erfolgreichen Auftritte fanden ihren Abschluss am Samstag beim Eulenspiegel-Festival an der Ortsspitze, wo alle Akteure auf einer großen Bühne nochmals ihr Talent bewiesen. Alles in allem also ein erfolgreiches Erlebnis sowohl für Zuschauende als auch die Schauspielenden selbst.