Musical-Premiere: Eine fast normale Familie

Fotos: Johannes Schmid

Triggerwarnung: Suizid, psychische Krankheit

Auf den ersten Blick wirkt Familie Goodman ganz normal. Mutter Diana (Lea Kufner) kümmert sich um den Haushalt; Vater Dan (Clemens Dempewolf) ist ein übermüdeter Ehemann, der seine Frau nicht richtig versteht; Tochter Natalie (Michelle Schramm) ist eine fleißig Klavier lernende Schülerin. Und dann gibt es noch Sohn Gabe (Cheyenne Christmann). 

Der dürfte eigentlich nicht da sein. Er ist mit acht Monaten an einem Darmverschluss gestorben. Das erfährt das Publikum aber erst nach einiger Zeit im Stück. In Dianas Kopf existiert Gabe weiter: Sie deckt für ihn den Tisch und backt ihm einen Kuchen zum 18. Geburtstag. „Bipolare Störung mit Wahnvorstellungen“ lautet die Diagnose. Ehemann Dan überzeugt sie, zum Arzt zu gehen. Dr. Fine (Lucas Breitsameter) verschreibt Tabletten, erfolglos. Diana schneidet sich die Adern mit Rasierklingen auf, aber überlebt. Dr. Madden (ebenfalls Breitsameter) ordnet daraufhin eine Elektrokrampftherapie an. Auch die heilt Diana nicht. 

Die kranke Mutter wird zur Zerreißprobe für die Familie. „Weißt du wie es ist, wenn man um sein Leben ringt?“, wirft sie ihrem Mann an den Kopf. „Keiner sorgt sich wie ich“, singt Dan als Antwort. „Ich bin noch da!“, ruft Tochter Natalie, welche von ihrer Mutter vernachlässigt wird. Ob sie auch irgendwann verrückt wird? Von ihrer Mutter stielt sie Valium und Xanax, bekommt ein Drogenproblem. Zum Missmut ihres neuen Freundes Henry (Sebastian Pretzsch).

Mit seinem leichten Gemüt („Ich bin ein Faulpelz, ein Schisser und manchmal ein Kiffer“) lockert dieser die sonst bedrückende Stimmung des Stückes auf. Er entlockt dem Publikum Lacher mit Sprüchen wie: „Du bist keine Katastrophe. Die Umwelt ist eine Katastrophe. Die Uni Passau ist eine Katastrophe.“ 

Müssen solche Witze bei einem so ernsten Stück gerissen werden? Nein. Doch der Hochschulgruppe „aMusical“ gelingt es, sie so einzusetzen, dass sie dem ernsten Inhalt keinen Abbruch tun. 

„Fast Normal“ von Brian Yorkey und Tom Kitt setzten die Regisseurinnen Annelie Biermann und Michelle Schramm bewegend um.

Neben der Premiere am 12. Dezember hatte das Musical noch drei weitere Termine (14., 15. und 16. Dezember) um 19.30 Uhr in der Kulturcafete des Nikolaklosters. Doch es war definitiv nichts für schwache Gemüter. Bei der Premiere rangen einige Zuschauer*innen mit den Tränen.