Der Revisor — Er kam, nahm und ging 

Iwan Alexandrowitsch Chlestakow prahlt über seine beeindruckende Arbeit und alle hören ihm gebannt zu. Fotos: Nele Gregor


Eine Täuschung kommt doch immer irgendwann ans Licht. Die Theatergruppe „TadU“ führte das Stück „Der Revisor“ von Nikolai Gogol (1836), eine Komödie über Korruption, fehlendes Vertrauen und menschliche Schwächen, erstmals am 24. Januar diesen Jahres auf — ein voller Erfolg. 

Eine kleine Provinzstadt in Russland wird in Schrecken versetzt: „Der Revisor kommt!“, verkündet Stadthauptmann Anton (Martin Berger). Also versammelt er in großem Aufruhr alle Beamten der Stadt. Den Kreisrichter (Severin Böhm), den Schulrektor (Korbinian Baumgartner), die Kuratorin (Nadine Barke) und nicht zu vergessen die Postmeisterin (Karina Funk). 

Da der Stadthauptmann genau weiß, dass in seiner Stadt doch einiges nicht ganz nach Recht und Ordnung abläuft, soll für den Besuch des Revisors alles vorbereitet werden, damit sich die Stadt von der besten Seite zeigen kann. Er fordert saubere Nachtmützen von der Kuratorin und am besten sollte sie einfach alle Kranken wegschaffen. Im Schulhaus sollen die Lehrer aufhören, das Inventar zu zerstören und vor allem soll der Kreisrichter die Wäsche, die er zum trocknen aufgehangen hat, umgehend abhängen. Damit er rechtzeitig informiert ist, wann der Revisor eintreffen wird, fordert der Stadthauptmann die Postmeisterin auf, ab sofort die Briefe zu öffnen und zu lesen — was sie eigentlich schon immer aus Neugier getan hat. 

Die Gutsbesitzerinnen (Katharina Högl und Anna Lena Unsöld) stürzen in den Raum und erzählen aufgeregt, dass der Revisor schon längst da sei: Ein Mann aus St. Petersburg säße seit zwei Wochen in einem Wirtshaus und habe noch nichts von seiner steigenden Rechnung bezahlt. 

Stadthauptmann Anton ist entsetzt und eilt los zum Wirtshaus. Der Mann, um den es sich handelt, ist tatsächlich aus St. Petersburg, doch nicht der Revisor, es handelt sich um Iwan Alexandrowitsch Chlestakow (Michelle Schramm), ein einfacher Schriftbeamter. Unwissend sitzt er mit seiner Dienerin Olga (Eyls Kozak) in seinem Zimmer.  Das Geld, das er hatte, ist aufgebraucht und beide quält der Hunger. 

Durch die noch offene Rechnung vom Wirtshaus ist auch die Kellnerin (Christina Taubenhuber) nicht mehr willig, ihm etwas Richtiges zu Essen zu geben und der Wirt droht ihm mit dem Stadthauptmann. 

Als Iwan und der Stadthauptmann aufeinandertreffen, fürchten sie sich voreinander. Vorerst denkt Chlestakow, dass er ins Gefängnis kommt und bittet den Stadthauptmann Anton flehend um Vergebung. Dieser hat wiederum Angst, dass durch die schlechten Erfahrungen, die der Revisor gesammelt hat, er jetzt ruiniert sei. Chlestakow ist von seiner Reaktion verwirrt, doch merkt recht schnell, dass er nicht für den gehalten wird, der er eigentlich ist. Um einiges wieder gut zu machen, bietet der Stadthauptmann ihm ein wunderschönes, lichtdurchflutetes Zimmer in seinem Zuhause an. 

Dem angeblichen Revisor wird die Stadt gezeigt, damit er alles genau inspizieren kann. Und wie durch ein Wunder sind im Hospital keine Kranken mehr. Er bekommt dort ein festliches Mahl und trinkt ordentlich Alkohol. In seinem angetrunkenen Zustand trifft er auf Frau Anna und Fräulein Marja, Frau und Tochter des Stadthauptmanns. Chlestakow schwärmt von der kleinen Provinzstadt und ist ganz begeistert. Ausschweifend prahlt er von seiner beeindruckenden Arbeit und von sich selbst. Dass es nicht ganz der Wahrheit entspricht, bemerkt und hinterfragt niemand. Alle sind begeistert und fasziniert vom Revisor, allen voran Frau Anna und Fräulein Marja, die beide besonders interessiert an ihm sind. 

Die Kuratorin hat die Idee, Chlestakow zu bestechen und stiftet dafür die Beamten und die Gutbesitzerinnen an. Chlestakow hat seinen Rausch ausgeschlafen und liebt seine neue Rolle. Bei jedem Treffen mit den Beamten bittet er sie, ihm etwas Geld zu „leihen“. Es ist ja der Revisor, da muss man großzügig sein! Als die Kuratorin ihm dann erzählt, wie es wirklich in der Stadt abläuft und die Kaufleute (Aaron Prott, Lara Held und Christina Taubenhuber) und die Unteroffiziersfrau (Helen Fauser) sich über den grausamen Stadthauptmann beschweren und ihn auffordern, sich für sie einzusetzen, bemerkt Chlestakow, dass sein „Schein“-Beruf als Revisor doch gar nicht so angenehm ist. 

Als Dienerin Olga zu ihm sagt, dass es doch an der Zeit wäre, die Koffer zu packen und Chlestakow mittlerweile auch genug Geld gesammelt hat, stimmt er ihr zu und beschließt, die kleine Provinz mit vollen Taschen zu verlassen. Bevor er aber seine Reise antritt, begegnet er noch einmal Fräulein Marja, von der er sich sehr angezogen fühlt. Er kommt ihr, wenn auch leicht penetrant, näher. Fräulein Marja ist erst sehr verunsichert und distanziert. Sie fühlt sich aber auch geschmeichelt, dass der Revisor, der so viel Wissen und Können hat, an ihr interessiert ist. Auch wenn es erst etwas unklar ist, ob der Revisor eher ein Auge auf Mutter Anna oder Tochter Marja geworfen hat, bittet er letztendlich erfolgreich um die Hand von Fräulein Marja und verschwindet kurz darauf. Die Begründung ist, dass er auf dem Gut seines Onkels etwas erledigen müsse. Er verspricht seiner Verlobten aber, in ein paar Tagen wieder da zu sein.

So verlässt der angebliche Revisor Iwan Alexandrowitsch Chlestakow mit Dienerin Olga und viel Bargeld die kleine Provinzstadt. Zurück bleibt eine glückliche Marja und ein stolzer Stadthauptmann Anton, der sich mit seiner Frau Anna auf ein prachtvolles Leben freut. 

Die Beamten der Stadt versammeln sich und gratulieren Fräulein Marja und der Familie. Die Freude ist groß, dass der Besuch des Revisors ein voller Erfolg war. Dann aber kommt die Postmeisterin mit einem geöffneten Brief in der Hand von Chlestakow, in dem er sich über die Leute in der kleinen Provinzstadt lustig macht. Und der Gendarm (Aaron Prott) verkündet zum Entsetzen aller, dass der große, beeindruckende Iwan Alexandrowitsch Chlestakow eben nicht der Revisor war. Denn der eigentliche Revisor erwartet alle Beamten im Gasthaus. Der Stadthauptmann verliert die Fassung und alle sind erschüttert. Das Licht geht aus — das Publikum applaudiert und lacht. 

Besonders bemerkenswert waren die langen Monologe im Stück, die die Schauspieler mit viel Ausdauer und erfolgreich im Stück gesprochen haben. Aber auch die, die weniger Text hatten, überzeugten mit ihrer Schauspielkunst durch Mimik, Gestik und Körperhaltung.

Viel Kreativität zeigte sich auch beim Bühnenbild von Kaspar Zeller und den eindrucksvollen, kreativ gestalteten Kostümen, die von Christina Michel, Helen Fauser und Karina Funk angefertigt wurden. 

Das Zusammenspiel von Regie (Aaron Prott und Eyls Kozak), Schauspielern und allen Mitverantwortlichen der Theatergruppe „TadU“ lässt die Premiere und alle weiteren Vorstellungen des Stückes in wirklich positiver Erinnerung bleiben.