„Little Murders“ an der Uni

„Diese gottverdammte Stadt!“

Die Sommer-Theatersaison an der Universität Passau auf dem Gelände des Kultur Transports (ehemaliges Ehret-Gelände) startet in diesem Jahr mit der Theatergruppe act. Die Regie führten dieses Mal Katharina Mittrop und Phil Albrecht. Für Katharina war es das zweite Semester in dieser Rolle, nachdem sie schon bei „Alice im Wunderland“ der Gruppe JuT gemeinsam mit Maxima Scheweck inszenierte. Phil Albrecht war bereits durch die letzten Semester als Schauspieler von act und JuT nicht mehr wegzudenken.

Das Theaterstück „Little Murders“ von Jules Feiffer dreht sich um Patsy Newquist (Stella Salm), ihre dysfunktionale Beziehung und ihre speziellen Eltern Carol (Olli Hert) und Marjorie (Charlotte Dick). Patsy stellt ihrer Familie Alfred (Sebastian Küter) vor und verkündet, ihn heiraten zu wollen, was auf Überraschung stößt. Denn Patsy, die in Beziehungen gerne die Kontrolle übernimmt, scheint nicht zu Alfred zu passen, der emotional abgestumpft ist und sich sogar von Straßenräubern ohne Gegenwehr schlagen lässt.

Die skurrile Trauung, durchgeführt von einem esoterischen und exzentrischen Pastor (Phil Albrecht), endet in einer Katastrophe, als die Familie gemeinsam auf den Pastor losgeht und ihn tötet. Nach der Hochzeit bemüht sich Alfred darum, Gefühle zu zeigen. Doch als er sich endlich öffnet, wird Patsy durch einen Schuss durch das Fenster getroffen und stirbt in seinen Armen.

Durch Patsys Tod völlig zerstört, verändert sich das Leben der Familie drastisch. Die depressive Polizeidetektivin Lt. Practice (Vinja Rievesehl) besucht die Newquists, hat jedoch keine neuen Erkenntnisse zu Patsys Mord oder den zahlreichen weiteren ungelösten Fällen in New York und verlässt die Familie frustriert. Schließlich kehrt Alfred mit einem Gewehr zurück, und gemeinsam mit Patsys Eltern und ihrer kleinen Schwester Kelly (Maxima Scheweck) beginnen sie, aus dem Fenster auf Passanten zu schießen, einschließlich Lt. Practice.

Das Stück endet mit einem Standbild der verbliebenen Familie, die gemeinsam anstößt, denn „eine Familie, die zusammen trinkt, geht zusammen unter“.

Diese schwarzhumoristische Komödie lebte definitiv von ihren genialen Schauspielern. Die Figuren des Stücks sind schon schräg und witzig genug, doch die Darsteller der Theatergruppe act brachten sie fantastisch zur Geltung. Sowohl die Charaktere der Eltern als auch Patsy und Alfred wurden durch die Schauspieler komplex und lebendig dargestellt. Die Energie auf der Bühne blieb bis zum Schluss ungebrochen. Als Zuschauer hatte man keinen Moment der Langeweile und konnte durchweg über diese schräge Komödie lachen.

Neben den vier Hauptrollen verdienen die drei Nebencharaktere besondere Erwähnung. Phil Albrecht als Pastor und Vinja Rievesehl als Polizistin hatten jeweils nur einen Auftritt, schafften es jedoch, das Publikum komplett in ihren Bann zu ziehen. Beide erhielten Szenenapplaus nach ihrem Abgang. Auch Maxima Scheweck als Kelly Newquist überzeugte durch ihr non-verbales Spiel und witzige Einfälle, obwohl sie oft nicht im Zentrum der Szenen stand.

Act hat erneut bewiesen, dass die Gruppe das Genre der Komödie beherrscht. Nach einem nicht enden wollenden Applaus des Publikums konnte man zahlreiche Begeisterungsrufe an den Cast und die Regie hören. Es bleibt zu hoffen, dass die Gruppe auch im nächsten Semester das Publikum erneut zum Lachen bringen wird.

Wer noch nicht genug von Theater an der Uni bekommen kann, der hat nächste Woche die Möglichkeit, die Theatergruppe Verspielt in der Krimi-Komödie „Aber Olli!“ (Alf Hauken) zu sehen (Aufführungstermine: 09./11.-13.07. im Kultur Transport). In der darauffolgenden Woche spielt TadU die venezianische Komödie „Das Kaffeehaus“ (Carlo Goldoni) ebenfalls im Kultur Transport (Aufführungstermine: 16./18.-20.07.).

Alle Bilder der Aufführung im Artikel wurden von Michael Kempf gemacht